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News vom 29.05.2020

Studie: European Communication Monitor 2020

eingeordnet von Anne-Katrin Ehrt
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Studiensteckbrief: European Communication Monitor 2020

Erkenntnisinteresse

Welche ethischen Herausforderungen haben neue Kommunikationswege mit sich gebracht? Wie oft stehen Kommunikatoren vor ethischen Fragen und worauf greifen sie zurück, um zu entscheiden? Spiegelt sich das Verhältnis von Männern zu Frauen in den Kommunikationsabteilungen auch in den Führungspositionen? Was hindert Kommunikatorinnen am Aufstieg? Wie häufig erfahren Kommunikatoren Cyberattacken in ihren Unternehmen? Welche Funktion übernehmen sie bei der Vorbeugung oder Bewältigung?


Methode

Online-Befragung von 2.324 Kommunikatoren aus 44 europäischen Ländern (Tiefenauswertungen zu 22 europäischen Ländern).

Befragungszeitraum Januar-Februar 2020.


Ergebnisse

Als Langzeitstudie erfragt der European Communication Monitor seit 2007 die Gewichtung zentraler strategischer Themen in Agenturen und Kommunikationsabteilungen von Wirtschaft, Behörden und Non-Profit Organisationen:

  • Das wichtigste strategische Zukunftsthema sehen die Befragten im dritten Jahr in Folge, vor allem bei Behörden und Agenturen, im Aufbau und Erhalt von Vertrauen.
  • Für Firmen und Non-Profit Organisationen steht dagegen der Umgang mit Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung an erster Stelle.
  • Die Bewältigung der digitalen Evolution und des Umstiegs auf soziale Medien nimmt dagegen seit einem ersten Peak 2011 ständig an Bedeutung ab.

Ebenfalls regelmäßig wird die Relevanz von Kommunikationskanälen erfragt: Social Media-, Online- und Face-to-Face-Kommunikation bleiben wichtig, traditionelle Medien sind abgeschlagen. Die meisten Befragten gehen davon aus, dass Kommunikation für mobile Endgeräte in den nächsten Jahren an Bedeutung zunimmt.

Auch in diesem Jahr wendet sich die Studie mehreren aktuellen Themenschwerpunkten zu:

  • Ethisch schwierige Situationen haben fast zwei Drittel der Befragten in den letzten 12 Monaten erlebt, am häufigsten berichten Kommunikatoren aus Kroatien, Portugal und Polen davon. Vor allem Kommunikationsmöglichkeiten in sozialen Medien (insbesondere Social Bots, Big Data Analytics, Sponsored Content und Social Media Influencer) schaffen Konfliktfelder. Am häufigsten wird bei der Entscheidung für oder gegen den Einsatz auf persönliche Einstellungen und Werte zurückgegriffen. Professionelle Richtlinien  sind entweder nicht bekannt genug oder nicht präzise genug, um dabei eine Hilfe zu sein, vermuten die Autoren – 40% der Kommunikatoren haben nie an einer Weiterbildung zum Thema teilgenommen.
  •  Hauptsächlich in Nord- und Westeuropa ist Cybersecurity ein Thema. Insgesamt haben durchschnittlich knapp über die Hälfte der Befragten schon einmal Datendiebstahl oder digitale Angriffe in ihrer Organisation erlebt, am häufigsten wird dies aus Behörden und Kapitalgesellschaften berichtet. Der Kommunikationsabteilung obliegt meist der Umgang mit aufgetretenen Problemen, seltener proaktives Handeln wie z.B. Wissensaufbau oder Entwicklung von Guidelines. Am ehesten befürchten die Kommunikatoren Hacks der Webseite oder der Social Media Accounts, seltener Angriffe auf die digitale Infrastruktur, Kontaktdaten oder strategische Firmendaten.

In vielen Kommunikationsabteilungen Europas ist der Anteil der Männer in Führungspositionen höher als in der Belegschaft der Abteilungen. In Deutschland, Portugal und Griechenland sind über 60% der Führungspositionen mit Männern besetzt. Als hinderlich für die Gleichberechtigung der Geschlechter nennen die Befragten: 

  • Nicht genug Flexibilität für eine Vereinbarung von Beruf und Familie (62%)
  • Intransparente Beförderungsmechanismen (58%)
  • Fehlende berufliche Netzwerke für Frauen (39%)
  • Fehlende weibliche Vorbilder (34%)

Persönliche Eigenschaften wie mangelnder Ehrgeiz oder mangelnde Kompetenzen der beschäftigten Frauen werden nur selten genannt. Der Auftrag, Gleichberechtigung umzusetzen, wird vor allem den Organisationen zugesprochen, weniger dem Berufsstand oder den Einzelnen.

Unser Fazit

Der European Communication Monitor ist durch die Kombination aus allgemeinen Basisfragen, die einen Langzeitvergleich ermöglichen, und aktuellen Themenhighlights ein wichtiger Indikator für Trends und Interessenverschiebungen in der Branche.

Die Fokusthemen schlagen eine Brücke zwischen gesellschaftlicher Relevanz, aktueller Forschung und den Prioritäten in den Kommunikationsabteilungen. Das ist nötig, denn so präsent Genderfragen gesamtgesellschaftlich in den letzten Jahren waren – für die Kommunikatoren ist Gleichberechtigung 2020 das am wenigsten dringende der abgefragten strategischen Themen.
Der Monitor fokussiert das Thema auf die Erreichbarkeit von Führungspositionen. Interessant wäre es gewesen, auch Daten zu Gehältern, Boni oder Jahren Berufserfahrung bei Erreichen der Position miteinzubeziehen. Auch in welchem Maß die Kommunikatoren durch gendergerechte Sprache, Förderung von Netzwerken oder Kommunikation über Vorbilder aktiv an der Änderung des Status Quo mitarbeiten, wäre aufschlussreich.

Nicht alle Themen des Monitors können wir im Rahmen dieses Steckbriefs beschreiben. Die Untersuchung bietet Kommunikatoren viele Vergleichsmöglichkeiten auch auf persönlicher Ebene, etwa zum durchschnittlichen Gehalt, zu in Weiterbildungen investierten Tagen und wichtigen Kompetenzen.

Die Autoren weisen darauf hin, dass die Untersuchung kurz vor dem Ausbruch von Covid-19 abgeschlossen wurde und die weitreichende Verschiebung von analoger zu digitaler Zusammenarbeit in dieser Ausgabe nicht abgebildet wird. Digitalisierung wird aber sicher im nächsten Jahr wieder eines der Schwerpunktthemen sein, und man darf gespannt sein, wie sehr sich die Folgen der diesjährigen Ausgangsbeschränkungen in ganz Europa in den Befragungen niederschlagen werden.

Veröffentlichung

Mai 2020: EUPRERA/EACD; A. Zerfass, R. Tench, P. Verhoeven, D. Verčič & A. Moreno

Mehr Informationen zur Studie: European Communication Monitor 2020

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