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Sind Richtigstellungen in Social Media ein wirksames Mittel zur Bekämpfung von Fake News oder vergrößern sie die Reichweite von Fehlinformation? Sind Faktendarstellungen dabei effektiver als einfaches Labeln der Aussage als "wahr" oder "falsch"?
Zwei Online-Testreihen (Interferenz-Tests) unter insgesamt 900 amerikanischen Teilnehmern einer Plattform für digitale Gelegenheitsarbeit, in denen der Wahrheitsgehalt von Social-Media-Posts bewertet werden musste. Den Teilnehmern wurden die Posts a) unkommentiert, b) mit einfachen „wahr“-/„falsch“-Labels versehen und c) mit weiteren Hintergrundfakten und Einschätzung vorgelegt.
Untersuchungszeitraum Mai-Juni 2018
Die Studie ergab, dass keine Form der Richtigstellung kontraproduktiv wirkte. Zwar wurden die Falschaussagen zitiert und bekamen damit mehr Reichweite. Daraus entstand aber keine Gewöhnung und höhere Akzeptanz für die falschen Aussagen. Im Gegenteil, schon einfaches Labeln der Ursprungsaussagen mit einem "wahr"-/"falsch"-Symbol verringerte die Glaubwürdigkeit falscher Informationen, insbesondere wenn den Teilnehmern diese Information vorher schon ungelabelt gesehen hatten.
Langfristig wirkten detaillierte Faktenchecks besser als einfaches Labeln. Die Autoren vermuten, dass sie durch mehr Details besser im Gedächtnis bleiben. Im Test bestanden die detaillierten Richtigstellungen aus 140 Zeichen-Posts mit angefügten Grafiken. Dabei berücksichtigten die Autoren folgende, in der Literatur vorgeschlagene Strategien:
Testpersonen, die grafisch und argumentativ aufbereitete Richtigstellungen gesehen hatten, gingen später bei der Einschätzung unkommentierter News differenzierter vor.
Daher halten es die Autoren für sinnvoll, auch der Wahrheit entsprechende Gerüchte online argumentativ zu bestätigen und nicht nur mit einem „wahr“-Label zu versehen: Die Richtigstellung bleibe so länger im Gedächtnis und könne besser argumentativ hergeleitet werden.
Das akribisch dargelegte Forschungsdesign überprüft mehrere Strategien im Umgang mit Gerüchten und Fehlinformationen in den Sozialen Medien auf ihre Wirksamkeit. Die Ergebnisse der psychologisch angelegten Untersuchung lassen sich sehr gut in die Kommunikationspraxis übertragen.
Mit der Beschränkung der Testpersonen auf sogenannte Klickarbeiter ohne weitere demografische Ausdifferenzierung wird in Kauf genommen, dass die Probanden etwas internetaffiner und zeitökonomischer als der Bevölkerungsdurchschnitt agieren. Diese Verfälschung ist aber bei den häufig genutzten Kommentaranalysen noch stärker ausgeprägt. Die angewendete Methode ist damit eine interessante Alternative.
Für Kommunikatoren ist es gut zu wissen, dass schon eine schnelle Klarstellung mit einem "falsch"- oder "wahr"-Label Wirkung erzielt. Da offenbar jeder detaillierte, grafisch unterlegte Faktencheck zu einer Versachlichung der Debatte beiträgt, sollten Kommunikatoren diese Möglichkeit auch bei sich als wahr herausstellenden Gerüchten nutzen. Es empfiehlt sich, im Vorfeld ohne Zeitdruck für jeden von der Organisation genutzten Social Media-Kanal zu überlegen, wie genau eine detaillierte Richtigstellung bzw. ein Faktencheck aussehen kann, um darauf bei Bedarf schnell zurückgreifen zu können.
März 2019: British Journal of Psychology / Ullrich K. H. Ecker, Ziggy O'Reilly, Jesse S. Reid, Ee Pin Chang
Mehr Informationen zur Studie: The effectiveness of short-format refutational fact-checks
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